Genuss für alle Sinne

REISE UPDATE

Südtirol wird noch attraktiver: Naturnahe Restaurants, Winzer und Hotels setzen frische Akzente, und auch das kulturelle Angebot sorgt für inspirierende Perspektiven.


Zu Tisch


Die Forelle „Müllerin Art“ bringt Norbert Niederkoflers Philosophie auf den Punkt: Inspiriert von der klassischen Zubereitung serviert er ein saftiges Filet mit einer Glasur aus fermentierten Mirabellen. Warum Mirabellen? Weil sie dem Gericht die zitrusfrische, elegant-säuerliche Aromatik verleihen, die es braucht, ohne dass die Küche auf Zitrone zurückgreifen muss. Denn die wächst nicht in den Südtiroler Alpen. Und hat daher keinen Platz in Niederkoflers Küchenstil. „Cook the mountain“, mit diesem Schlachtruf hat er die zeitgemäße Südtiroler Küche entscheidend geprägt und seinem Restaurant St. Hubertus im Gadertal drei Sterne erkocht.

Nach seinem Vorbild entdecken immer mehr junge Kollegen die Natur der Dolomiten als Inspiration – von Christoph Huber, der im traditionsreichen Wirtshaus Blaue Traube in Algund „radikal lokal“ kocht, bis zu Heinrich Schneider, der jeden Morgen auf den Almwiesen selbst frische Kräuter sammelt. Sein Restaurant Terra im Sarnthal liegt knapp unterhalb der Baumgrenze, unzählige Serpentinen vom nächsten Dorf.

© Terra

Der spektakulärste Ort aber, um radikale Bergküche zu probieren, ist Niederkoflers zweites Restaurant AlpiNN Food Space auf 2.275 Meter am Gipfel des Kronplatzes. Es ist Teil des LUMEN Museums für Bergfotografie (siehe Kultur). Der Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel bildet den perfekten Rahmen für die naturnahe Küche. Nur reine, unverfälschte Zutaten aus den Bergen werden verarbeitet, im Sinne des Zero Waste werden selbst Kochabfälle wie Kartoffelschalen kreativ zweitverwertet. Und im Glas? Reines Quellwasser, um den Verbrauch von Wasserflaschen zu vermeiden. „Irgendwie”, sagt Niederkofler, „bin ich hier oben jetzt angekommen.”

 

Ins Glas


© Tramin

Vom rundum verglasten Verkostungsraum der Kellerei Tramin schaut man auf schroffe Alpengipfel, während im Glas ein Wein golden funkelt, der Geschichte schrieb: Der Gewürztraminer Epokale 2009 wurde von Robert Parker mit der Höchstnote von 100 Punkten ausgezeichnet – als erster Weißwein Italiens überhaupt. Kellermeister Willi Stürz widmet sich seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft der ursüdtirolerischen Sorte: „Mit ihrer Geschmackstiefe, dem vielschichtigen Würzbukett und salzig-mineralischen Noten ist sie ein großartiger Essensbegleiter, von Meeresfrüchten über Käse bis zum Apfelstrudel.“

Die Kellerei Tramin, die mit ihrer ultramodernen Weingutsarchitektur im idyllischen Weinort Tramin wie von einem anderen Stern wirkt, zählt zu jenen Weingütern, die früh neue Wege gingen – der Epokale etwa reift sechs Jahre in einem alten Bergwerksstollen auf 2.000 Meter Höhe.

© Weingut Alois Lageder

Innovation wird auch im Weingut Alois Lageder großgeschrieben, wo man schon seit 2007 auf biodynamischen Anbau setzt – als Vorreiter in der Region. Für die Experimentierfreude der Familie Lageder steht auch die Kleinserie „Kometen“, mit der sie in Zeiten des Klimawandels austestet, wie Rebsorten aus südlicheren Gefilden in Südtirol gedeihen oder auch mal einen Lagrein mit der Stilistik eines Beaujolais vorstellt.

© St. Magdalener

Last not least kommt eine weitere heimische Sorte wieder zu Ehren – der Vernatsch, der oft als Billigwein verpanscht wurde. Gerade die junge Generation verleiht ihm neue Klasse – allen voran die St. Magdalener Jungwinzer, eine Gruppierung, die mit viel Engagement ihre Rebberge oberhalb von Bozen pflegt und dafür 2020 als „Vernatsch-Botschafter des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

 

Unsere Weinempfehlungen

Kellerei Tramin

Der harmonisch-elegante Cantina Tramin Stoan Bianco DOC 2019 gilt unter Kennern als einer der feinsten Weißweine Italiens. Die innovative Cuvée aus Chardonnay, Weißburgunder, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer wird acht Monate im großen Holzfass ausgebaut. Im Glas verbinden sich blumige und fruchtbetonte Nuancen mit dezent salziger Mineralität.

Weingut Alois Lageder

Die limitierte 2020er-Kollektion Kometen besteht aus sieben außergewöhnlichen Weinen und ist das Ergebnis unermüdlicher Experimentierfreude auf dem Weingut Alois Lageder. „Nur wer es wagt, etwas Neues auszuprobieren und Grenzen zu überschreiten, kann sich weiterentwickeln“, sagt Helena Lageder. Jeder Komet ist einzigartig und hat ein individuell hergestelltes Etikett.

weingut obermoser

Von einem traditionsreichen Gut stammt der aus handverlesenen Trauben von Tschaggelevernatsch und Lagrein gekelterte Obermoser St. Magdalener Classico Nobilis 2018. Gewachsen auf Moränenablagerungen mit Sand und Schotter, zeigt der gemischte Satz in der Nase Noten von Rosen, roten Beeren und Veilchen. Am Gaumen äußert er sich elegant, strukturiert und anhaltend.

 

Berge im Bild


„Mein 15. Achttausender“, so nennt Reinhold Messner sein groß angelegtes Museumsprojekt an sechs ungewöhnlichen Standorten seiner Heimat. Als Extrembergsteiger ist der international wohl bekannteste Südtiroler immer wieder an die eigenen Grenzen gegangen. Die Erfahrung, dass Widerstände dazu da sind, an ihnen zu wachsen, half ihm auch bei der Verwirklichung seines Lebenstraums, des Messner Mountain Museum-Projekts (MMM), das er der Begegnung zwischen Mensch und Berg widmet.

© Messner Mountain Museum

Jeder der sechs Ausstellungsorte nimmt dabei eine andere Perspektive ein: Auf Burg Juval im Vinschgau dreht sich alles um den Mythos Berg; Dolomites auf dem Monte Rite widmet sich dem Thema Fels; Ortles, am Fuße des Ortlers gelegen, inszeniert das ewige Eis, Ripa auf Schloss Bruneck stellt Bergvölker aus aller Welt vor und Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen thematisiert als MMM-Herzstück die Auseinandersetzung zwischen Mensch und Berg. Architektonisch besonders spektakulär ist das Corones aus der Hand von Zaha Hadid auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes in 2.275 Meter Höhe. Es ist der Geschichte des traditionellen Alpinismus gewidmet, „ein Ort der Stille, der Entschleunigung und der unvergessenen Ausblicke“, so sein Macher.

© LUMEN; Jürgen Eheim, Skirama Kronplatz, Paolo Riolzi, Manuel Kottersteger; Marco Zanta

Ebenfalls auf dem Kronplatz liegt das LUMEN Museum für Bergfotografie. Die ehemalige Bergstation der Kronplatz-Seilbahn wurde zum coolen Museumsbau mit atemberaubendem Rundumblick in die Bergwelt. Eine jährlich wechselnde Ausstellung ist dem UNESCO-Weltkulturerbe Dolomiten gewidmet, der „Spiegelsaal“ spielt mit Illusionen, und im „Adrenalin-Raum“ lassen multimediale Installationen den Atem stocken.

 

Lust auf Südtirol? Ich freue mich, von Ihnen zu hören:

Maria Müller
centurioncard@aexp.com
Tel.: 0800-0100-911

 

Weitere Themen für Sie

Previous
Previous

Doppelt Schwein haben

Next
Next

Knallende Korken