Fein am Rhein

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Das heutige Mittelrheintal hat mehr zu bieten als malerische Landschaften und hervorragende Weine. Moderne Museen, neue Hotels und kreative Küchenchef:innen bringen frischen Wind in die geschichtsträchtige Gegend.



Im Rheintal ist es unmöglich, dem Klischee zu entkommen. Jeder Winkel ist von Mythen und Legenden umwoben. Jedes Panorama, jede Burg wird jedes Jahr von Tausenden von Menschen besucht – und fotografiert. Und doch gibt es erfreuliche Entwicklungen an diesen spektakulären steilen Hängen. Ein Wandel, der sowohl von alteingesessenen Familien als auch von Neuankömmlingen angeführt wird. Rhein-Orte wie Bonn, Remagen, Andernach und Boppard, die glücklicherweise von den Überschwemmungen des letzten Sommers verschont blieben, wurden während der letzten Jahre zu beliebten Anlaufpunkten für Kulturinteressierte, Feinschmecker:innen und Weinliebhaber:innen, die früher die als altmodisch belächelte Destination gemieden hätten.

Das Purs etwa ist ein kleines Hotel in einer ehemaligen Bischofskanzlei aus dem 17. Jahrhundert in Andernach. Es ist das erste Hotel, das der belgische Designer und Kunsthändler Axel Vervoordt, der Galerien in Venedig, Hongkong und Antwerpen unterhält, vollständig konzipiert hat. Jedes der elf individuell gestalteten Zimmer zeichnet sich durch ein unnachahmliches Spiel von Licht, Farbe und Schatten aus. Naturstein und unlackiertes Holz stehen Seite an Seite mit antiken Truhen und tiefen, mit Leinen bezogenen Sofas und schaffen eine Atmosphäre, die typisch für Vervoordt ist.

Das hauseigene Restaurant hat seit seiner Eröffnung 2019 zwei Michelin-Sterne erhalten, die Chefkoch Christian Eckhardt zu verdanken sind. „Wir kochen eine kreative, authentische und ehrliche Gourmetküche, die das Produkt in den Mittelpunkt stellt und es mit Aromen aus aller Welt in Szene setzt“, sagt der 38-Jährige, auf dessen Karte Gerichte wie Kaisergranat mit Kalbszunge, Wirsing und Walnuss oder Reh mit Mohn, Kumquat, Chinakohl und Johannisbeeren stehen.

Die Degustationsmenüs im Purs kommen am besten zur Geltung mit den von Sommelier Marian Henss vorgeschlagenen Weinkombinationen – viele davon stammen aus der Region, wie die superlativen Weißweine des Weingut Matthias Müller, dessen Reben im Bopparder Hamm wachsen, einer der imposantesten Schiefersteillagen am Mittelrhein.

„Die Tradition unseres Familienbetriebs reicht bis ins Jahr 1678 zurück“, sagt Johannes Müller, der mit seiner Frau Anika Hattemer-Müller und seinem Bruder Christoph Müller zu einer Riege ambitionierter Jungwinzer:innen gehört, die das Image des Weinbaus im Rheinland aufpolieren. „Wir produzieren ausschließlich Weißweine mit einem ganz klaren Fokus auf eine Rebsorte: den Riesling“, sagt Johannes Müller. „Diese Rebsorte verkörpert perfekt sowohl die Mineralität unserer Schiefersteillagen als auch die ausgeprägte Fruchtigkeit, die durch unser Klima bedingt ist – und das mit einer Eleganz und Saftigkeit, die keine andere Rebsorte besitzt.“

Wer im Purs zu Gast ist, sollte den zweiten Abend im Yoso verbringen, wo Sterneköchin Sarah Henke asiatische Menüs serviert, die von den vier Elementen inspiriert sind – yoso auf Koreanisch – und wo der Hauswein ein würziger Riesling aus Leutesdorf ist, der von Marc Josten entwickelt wurde. Mit seinen abenteuerlichen Erzeugnissen gilt er als einer der aufstrebenden Stars der Region.

Der neueste Gourmet-Hotspot der Stadt ist das Ristorante Ai Pero, wo der junge Küchenchef Nicholas Hahn zu einer kulinarischen Reise durch Italien einlädt (die vegetarische Variante ist ebenfalls ausgezeichnet), gepaart mit einer ergänzenden Auswahl an lokalen und italienischen Weinen. Eine Stunde flussaufwärts von Andernach brachte das PapaRhein Hotel & Spa im Spätsommer letzten Jahres einen neuen, lässigen Vibe in die Stadt Bingen. Die Zimmer sind stilvoll einfach, das Spa ist hell und frisch, und die Bar auf dem Dach – mit eigenem Tauchbecken – ist unschlagbar, wenn es darum geht, Cocktails zu schlürfen, während man die Sonne hinter den umliegenden Hügeln untergehen sieht. Auch hier ist das hauseigene Restaurant Das Bootshaus ein Aushängeschild für seinen ambitionierten Küchenchef: Nils Henkel serviert Köstlichkeiten mit dem Schwerpunkt Fisch – wie seine exquisite Forelle, gebeizt mit Schwarzwald-Miso, Gurkensud und Radieschen.

Das Arp Museum. Foto: Ulrich Pfeuffer

Das Arp Museum. Foto: Ulrich Pfeuffer

Für kulturelle Highlights ist ein Abstecher nach Bonn immer gut. Die beiden führenden Ausstellungshäuser der Stadt liegen direkt nebeneinander und ziehen Kenner aus aller Welt an. Die Bundeskunsthalle ist mit Ausstellungen aus dem gesamten Spektrum der Künste und Wissenschaften am breitesten aufgestellt: In diesem Herbst gibt es zum Beispiel Ausstellungen über den Künstler Joseph Beuys und den Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder.

Das Kunstmuseum nebenan ist ein architektonisches Highlight, mit einer exquisiten Balance zwischen Verspieltheit und Formalität und ein Schaufenster für seine eigene hervorragende Sammlung zeitgenössischer Kunst sowie Wanderausstellungen. Einen Abstecher lohnt auch das Arp Museum in Remagen. Der ehemalige Bahnhof Rolandseck, der Mitte des 19.Jahrhunderts als Endstation der Bonn-Kölner Eisenbahn erbaut wurde, beherbergt heute Werke des Ehepaars Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp. Letztere ist derzeit besonders en vogue mit ihrem Schaffen, von frühen dadaistischen Arbeiten bis zu späten geometrischen Meisterwerken. Sie sind derzeit Gegenstand einer großen Ausstellung, die in die Tate Modern in London (bis zum 17. Oktober) und das MoMA in New York (diesen Winter) wandert. 2007 fügte der Architekt Richard Meier einen modernen Anbau hinzu, der die Ausblicke auf die Landschaft einrahmt. Die Natur – der Fluss, die Wiesen und Hügel, die Halbinsel Grafenwerth mit ihren Pappeln- und Kastanienwäldern – ist integraler Bestandteil des Besuchserlebnisses.

 

Wie wäre es mit ein paar genussreichen Tagen am Rhein? Ich würde mich freuen, Sie bei der Planung zu unterstützen.

Maria Müller
centurioncard@aexp.com
Tel: 0800-0100-911

 

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