Zurück zu den Wurzeln

Die BodenSchätze des Burgenlands

Von pannonischer Kulinarik und biodynamischem Wein bis hin zum Tomaten-Freilichtmuseum: Im Burgenland können Genussliebhaber nicht nur einzigartige Highlights erleben, sondern auch ihr Wissen in erstklassigen Workshops erweitern.


Das österreichische Burgenland ist eine vergleichsweise unbekannte Region. Aber all denjenigen, die sich für Slow Food, Handwerkskunst und authentische Küche interessieren, zeigt sie ihren wahren Charme.

Das Taubenkobel etwa bezeichnet sich selbst ganz bescheiden als ein Restaurant/Bistro mit zwölf Zimmern. Das Haus entwickelte sich aus dem literarisch-künstlerischen Salon mit Bar, den die Eltern der heutigen Besitzerin, Barbara Eselböck, einst eröffneten. Und was heute noch immer wie ein bescheidenes Familienhaus aussieht, ist nun ein Relais & Châteaux Hotel, das auf eine lange Geschichte zurückblickt. Es verfügt über eine Reihe exquisiter Gartenzimmer sowie mehrere ehemalige Scheunen, die im Laufe der Zeit in Schlafzimmer-Suiten verwandelt wurden. Hinzu kommt ein großer Teich mit Seerosen, der von Skulpturen umgeben ist und als natürliches Schwimmbad fungiert.

Das Leben in Symbiose mit der Natur ist nicht nur das Leitmotiv des Taubenkobels, sondern auch der lokalen Wein- und Lebensmittelerzeuger, die Barbara und ihr aus dem Elsass stammender Ehemann, Koch und Miteigentümer Alain Weissberger, ihren Gästen als Ausflugsziel ans Herz legen. Weissbergers Küche bedient sich klassischer Techniken der Haute Cuisine, mit denen er Gerichte der (sich über Ungarn, die Slowakei, Serbien und Wien erstreckenden) Region Pannonien interpretiert und dabei stets Rustikales sowie Elegantes mit einem kreativen Geist kombiniert.

Man merkt den Gerichten das Terroir vom ersten Biss an: Wels-Kroketten mit Sahne auf jungem Schilfrohr, Zwiebelbrioche mit brauner Butter, in einem Kupfertopf servierte Gänseleber mit Sauerampfer und Vanille oder köstliches Lamm mit Senfkörnern, frittierter Artischocke und frischen Wildkräutern.

Ein Besuch bei Erich Stekovics in Frauenkirchen am Neusiedler See, einem international angesehenen Produzenten und Sammler von Tomatensamen, bringt große Freude. Das eingemachte Gemüse des ehemaligen Priesters ziert schicke Feinkostläden in Wien. Er selbst meint: „Heutzutage diene ich den Tomaten.“ Sein Freilicht-Tomatenmuseum umfasst über 3.000 Sorten aus der ganzen Welt, von denen viele vergessene Geschmacksrichtungen wiederbeleben, so zum Beispiel eine Sorte, die nach Aprikose schmeckt. Jeden Sommer organisiert er Tomatenworkshops mit Verkostungen seiner Schätze, die weit im Voraus ausgebucht sind.

Das Burgenland ist gleichbedeutend mit Wein – und Weingüter gibt es hier zuhauf. Die meisten Hersteller empfangen auch Besucher, wenn man sich vorher anmeldet. Ernst Triebaumer, einer der renommiertesten unter ihnen, verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Herden von alteingesessenen Schafrassen pflegen die Weingärten. Neben den Reben wird eine ungewöhnliche Vielfalt an Pflanzen angebaut, die von Rosmarinsträuchern und Olivenbäumen bis hin zu schwarzen Bohnen und sogar Yuzu reicht. Das Weingut stellt seinen eigenen Kompost her und vermengt dafür Schlick aus dem Neusiedler See mit Traubentrester und Aktivkohle aus der Verbrennung alter Rebzweige. (Eine Methode, die bereits von den Inkas und Mayas zur Revitalisierung des Bodens angewandt wurde.) Triebaumers Blaufränkischer schmeckt zutiefst nach dunklen Kirschen, Waldbeeren, Piment, Pfeffer und dunkler Schokolade.

Das Gut Oggau am Neusiedler See wird von Stephanie Tscheppe-Eselböck, der Schwester von Barbara, sowie ihrem Ehemann, dem Winzer Eduard, geführt. Sie wirtschaften biodynamisch. Die Naturweine weisen eine komplexe Mineralität mit tiefgreifendem Charakter auf, der Zeit zur Entfaltung braucht. Als Reaktion auf die Nachfrage bietet Eduard Tscheppe nun auch Root-Time-Kurse für diejenigen an, die in die Welt des achtsamen Weinbaus eintauchen wollen.

Auch die Kulturlandschaft des Burgenlands verfügt über große Anziehungskraft. Der beste Ort, um Konzerten beizuwohnen, ist der Haydnsaal, ein von Fresken gesäumter, akustisch herausragender Konzertsaal im barocken Schloss Esterházy. Im Sommer finden zudem die Seefestspiele Mörbisch statt, ein viel gepriesenes Operettenfestival in einem Amphitheater am See.

Noch majestätischer ist der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel mit seinen Grassteppen und natürlichen Salzlacken. Safari-Touren mit professionellen Guides lassen sich in der St. Martins Therme & Lodge buchen. Im Frühjahr können Besucher hier zum Beispiel eine Vielzahl an Vogelarten bei der Balz beobachten und sich am Anblick ganzer Felder seltener wilder Orchideen erfreuen, deren Blüten dem tiefen Rubinrot des Blaufränkischen ähneln. Ein wahrer Garten Eden in einem Winkel, in dem man ihn kaum vermutet hätte.

 

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