Am Ruder

explora journeys

Die jüngst vom Stapel gelaufene EXPLORA I setzt in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe. Zum Beispiel wird Serena Melani als erste weibliche Kapitänin eines Kreuzfahrtschiffs das Kommando haben. Im Interview spricht die Italienerin über ihre Leidenschaft für das Meer, die Besonderheiten der Kreuzschifffahrt und ihre Lieblingshäfen.


Wann standen Sie zum ersten Mal am Steuerrad?

Serena Melani: Technisch gesehen war das am 30. September 2015. In dieser Nacht wurde der Kapitän krank, und als Stabskapitänin war ich die Erste in der Reihe, die das Ruder von ihm übernahm. Es war eine sehr windige Ankunft im türkischen Kusadasi. Eine Woche lang blieb ich für das Schiff verantwortlich, bis der Kapitän wieder einsatzbereit war. Aber erst am 19. Februar 2016 wurde ich endgültig zur Kapitänin befördert und übernahm das Schiff in Montevideo, einem der Anlaufhäfen während der Südamerika-Umrundung. Mittlerweile bin ich seit über 30 Jahren in der Branche tätig und hoffe, da ich eine der wenigen weiblichen Führungskräfte in der maritimen Industrie bin, andere zu motivieren und zu inspirieren.

Hat Ihre Herkunft aus Livorno dazu beigetragen, dass Sie eine Leidenschaft für große Schiffe entwickelt haben?

In gewisser Hinsicht auf jeden Fall. Ich erinnere mich, dass ich Frachtschiffe als Symbole für Reisen und Freiheit betrachtete, denn damals waren die meisten Schiffe, die Livorno anliefen, tatsächlich Frachtschiffe. Häfen sind magische Orte, die viel über die Stadt oder die Region aussagen, die man besucht, und deshalb haben sich mehrere Schriftsteller von ihnen inspirieren lassen. Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal Le Port des Brumes von Georges Simenon las und von dieser einzigartigen Atmosphäre fasziniert war.

Wie unterscheidet sich die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff von der Arbeit auf einem Frachtschiff?

Kreuzfahrtschiffe sind Mikrokosmen, in denen Menschen verschiedener Religionen, Kulturen, sozialer Herkunft und Nationalitäten an einem Ort zusammenkommen. Was sie alle verbindet, ist die Leidenschaft, die Welt zu erkunden. Ein Kreuzfahrtschiff ist ein äußerst komplexes Gebilde, und egal, welche Arbeit man an Bord verrichtet, sie erfordert viel körperliche und geistige Energie. 

Auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten bedeutet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ein echtes Gefühl der Kameradschaft an Bord haben, während man auf einem Frachtschiff eines von sehr wenigen Besatzungsmitgliedern ist, manchmal weniger als 20 Personen, selbst auf sehr großen Schiffen. Als Gemeinschaft sind sie vielleicht psychologisch leichter zu handhaben, aber man kann auch eine gewisse Einsamkeit erleben. Man kann nur selten an Land gehen, und es ist nicht immer einfach, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, auch nicht per E-Mail. Sie erinnern mich ein wenig an die Gemeinschaften von Mönchen, die isoliert in den griechischen Meteora-Klöstern leben.

Worauf freuen Sie sich am meisten bei der Arbeit auf der EXPLORA I?

Zunächst einmal freue ich mich darauf, ihre Seele zu spüren, denn jedes Schiff hat seinen eigenen Charakter und sein eigenes Temperament. Ich bin aufgeregt, wenn ich daran denke, dass wir die erste Besatzung sein werden, die unsere allerersten Gäste begrüßen wird. Es ist einzigartig und etwas Besonderes, an der Jungfernfahrt teilzunehmen, aber noch spezieller ist es, Teil einer völlig neuen Luxus-Lifestyle-Marke zu sein.


Gibt es für Sie als Kapitänin eine Stadt oder einen Hafen, den Sie besonders gerne anlaufen? 

Mehrere Häfen, auf jeden Fall. Das unglaubliche Licht in Lissabon, das vom Meer her kommt, oder der atemberaubende Blick auf den Tafelberg beim Anlaufen von Kapstadt inspirieren mich immer wieder. Jeder Hafen hat wirklich seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Charakter.

 

Was macht eine Kreuzfahrtkapitänin im Urlaub?

Wenn ich Zeit in der Natur verbringe, kann ich voll und ganz auftanken. Ich lebe nur wenige Minuten vom Meer entfernt an der dalmatinischen Küste in Kroatien und liebe es, frühmorgens schwimmen zu gehen oder einfach nur auf den Horizont zu schauen und die verschiedenen Blau- und Grüntöne zu sehen.

Reisen ist eine wichtige Dimension meines Lebens. Ich habe eine besondere Verbindung zu Afrika und den norditalienischen Dolomiten. Meine Erinnerungen an diese Orte sind sehr wertvoll für mich. Und ich liebe es zu lesen, meine zweite Art des Reisens. Eine Reise nur im Geiste zu vollziehen, ist für mich ebenfalls sehr faszinierend.


Die EXPLORA I

Die 992 Gäste fassende EXPLORA I strahlt pure Eleganz aus, die Quintessenz von Explora Journeys, einem neuen Anbieter luxuriöser Kreuzfahrten im Besitz des Konzerns, zu dem auch MSC Cruises gehört. Das von Designguru Martin Francis – dem Schöpfer absoluter Kultschiffe – entworfene Außenprofil erinnert eher an eine Gigayacht als an ein traditionelles Kreuzfahrtschiff. Wie Gäste der Jungfernfahrt im Juli feststellen werden, erinnert das Ambiente an luxuriöse Grandhotels mit harmonisch-wohnlichem Elan. Für kulinarische Hochgenüsse sorgen neun verschiedene Restaurants, darunter das französisch inspirierte Fil Rouge, der Marble & Co. Grill sowie der Med Yacht Club mit Gerichten zum Teilen, darunter auch Optionen auf pflanzlicher Basis. Darüber hinaus locken drei Swimmingpools und 64 private Cabanas sowie ein Innenpool mit zurückfahrbarem Glasdach, an den ein weitläufiger Spa-Bereich sowie Fitnessstudios angrenzen.

In ihrem ersten Jahr wird die EXPLORA I 132 Häfen in 40 verschiedenen Ländern anlaufen, darunter zwei Ziele (Kastellorizo, Griechenland und Saint Pierre, Martinique), die noch nie zuvor von Kreuzfahrtschiffen besucht wurden. Die Reiserouten umfassen das Mittelmeer, Nordeuropa, das Vereinigte Königreich, Island, Grönland, Kanada, die Ostküste der USA, die Karibik, Südamerika und Hawaii. Die Reisen beginnen bei 6 Nächten und gipfeln in einer epischen 44-Nächte-Nordeuropa-Reise, der Grand Journey.

Mehr Informationen: explorajourneys.com

 

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